Dr. med. Darius Widenka
Facharzt für Neurochirurgie
Dr. Ulrike Götz
Fachärztin für Rehabilitative und Physikalische Medizin
Carmen Chapparo-Gomez
Physikalische & Rehabilitative Medizinerin
Facettgelenksyndrom
Thermokoagulation der kleinen
Wirbelsäulengelenke als
Therapie des
Facettgelenkssyndroms
Die Häufigkeit von Wirbelsäulenschmerzen
Etwa 90 Prozent der europäischen Bevölkerung
beklagt mindestens einmal im Leben
behandlungspflichtige Schmerzen an der
Wirbelsäule. Die meisten davon bilden sich binnen
von 6 Wochen zurück. Bei vielen Menschen kommt es
jedoch zur Entstehung von chronischen Schmerzen.
Die häufigste Ursache für die chronischen
Wirbelsäulenschmerzen sind die Erkrankungen an
den kleinen Wirbelsäulengelenken
(Facettengelenken).
Die Rolle der Facettengelenke
Die Facettgelenke stellen die Verbindung zwischen
zwei Wirbelkörper dar und sind für die segmentale
Beweglichkeit der Wirbelsäule verantwortlich. Durch
diese lebenslange hohe Belastung kommt es
zwangsweise an diesen kleinen
Wirbelsäulengelenken zu Verschleißerscheinungen
im Sinne einer Gelenksarthrose. Funktionsausfall einer
Bandscheibe oder langfristige Fehlbelastung können
diesen Vorgang deutlich beschleunigen. Zu dieser
Facettgelenksarthrose kann es an allen Abschnitten
der Wirbelsäule, sowohl Halswirbelsäule (HWS),
Brustwirbelsäule (BWS) sowie auch an der
Lendenwirbelsäule (LWS) kommen.
An der Halswirbelsäule kommt es dann sehr häufig zu
Nackenschmerzen, die auch eine Schmerzprojektion
zum Hinterkopf, Schulterblättern und sogar in die
Arme aufweisen. An der Brustwirbelsäule kommt es
zu lokalen Schmerzen an der Brustwirbelsäule sowie
zur Schmerzausstrahlung in die Flanken bis sogar
weit nach vorne zum Brustbein. Das Facettsyndrom
an der Lendenwirbelsäule kann eine vielfältige
Schmerzsymptomatik am Rücken,
Schmerzausstrahlung in den Bauch, in die Leisten und
bis zum Hoden beim Mann oder in die Beine auslösen.
Am Beispiel des Facettgelenkssyndroms an
der Lendenwirbelsäule werden hier nun die
Behandlungsoptionen des Krankheitsbildes
erläutert:
Das Facettgelenkssyndrom kann wiederkehrende
oder permanente Rückenschmerzen, vor allem an
der unteren Lendenwirbelsäule auslösen. Die
Schmerzen können im Tagesverlauf zunehmen und
vor allem am Morgen nach dem Aufstehen oder nach
längerem Sitzen unerträglich sein. Beim
Zurückbeugen oder bei den Drehbewegungen kommt
es zur Schmerzverstärkung. Gelegentlich können
sogar Gefühlsstörungen wie Pelzigkeit oder
Kribbelparästhesien am Oberschenkel auftreten.
Die Rolle der Nervenendungen und ihre
Wirkung
Die Ursache der Beschwerdesymptomatik liegt in den
vom Verschleiß gekennzeichneten, arthrotisch
veränderten und durch Pseudoentzündungen
betroffenen Facettgelenken. Vor allem die
Gelenkkapsel der Facettgelenke, aber auch der
Gelenkspalt, beinhalten eine sehr gute Innervation.
Die Nervenendungen der Gelenkkapsel sind für
Störungsmeldungen von den Facettgelenken an das
Gehirn verantwortlich. Die Störungsmeldungen
werden aber vom Gehirn als Schmerz
wahrgenommen.
Operative Therapieoptionen:
Thermokoagulation
Diese Tatsachen werden auch zur Therapie des
Facettgelenkssyndroms benutzt. Nach dem Nachweis
des Facettgelenkssyndroms durch die
röntgengesteuerte Facettgelenksinfiltrationen
(Spritzenbehandlung) wird bei einer sehr guten
Besserung der Schmerzsymptomatik jedoch nur von
einer kurzen Verweildauer, die Indikation zur
operativen Behandlung gestellt.
Die Thermokoagulation als effiziente
Behandlung
Die operative Behandlung basiert auf Denervierung
(thermische Zerstörung der Nervenendungen an der
Gelenkkapsel) der Facettgelenke durch Hitze
(Thermotherapie) oder durch Kälte (Kryotherapie).
Dazu stehen viele Techniken zur Auswahl. Die an der
häufigsten angewandten Methode ist die offen
operative und perkutane Technik (über
Nadelpunktion). Auf Grund der anatomischen
Begebenheiten (der Gelenkgröße bis zu einem
Tischtennisball), der guten Einsicht des operativen
Situs (des OP-Feldes) und der Möglichkeit der
Denervierung der Nerven im Gelenkspalt stellt der
offen chirurgische Eingriff mit der Thermo- oder
Kryotherapie den effizientesten und den am längsten
anhaltenden Weg aller vorhandenen
Behandlungsoptionen dar.
Sofortige Linderung und verbesserte
Lebensqualität
Bei diesem Eingriff werden nach einer kleiner
Hautinzision (Hautschnitt) die betroffenen
Facettgelenke einseitig oder beidseits dargestellt und
unter Zuhilfenahme einer Pinzette, die sich an der
Spitze erhitzt, soweit erwärmt bis die kleinen
Nervenendungen, die die Schmerzen auslösen,
zerstört werden. Bei Bedarf kann die gleiche
Vorgehensweise auch im Gelenkspalt durchgeführt
werden. Durch diese minimalinvasive
mikrochirurgische Technik spüren die Patienten direkt
nach dem Eingriff eine gravierende Linderung der
Beschwerden oder sind komplett beschwerdefrei.
Diese Beschwerdebesserung oder –freiheit besteht
postoperativ normalerweise mehrere Jahre und ist
nur durch das erneute Nachwachsen der zerstörten
Nervenendungen in der Gelenkkapsel limitiert.
Die minimalinvasive, mikrochirurgisch durchgeführte
offene Thermokoagulation der Facettgelenke befreit
die Patienten sofort von ihren Leiden. Die Patienten
erfahren nach dem Eingriff eine neue Lebensqualität,
so dass Bewegung und körperliche Betätigung wieder
Freude bereiten.
Vorteile der minimalinvasiven mikrochirur-
gischen Methode
Dieser kleine Eingriff kann sogar umfangreiche
Operation, wie z.B. Wirbelsäulenversteifungen
verhindern. Gleichzeitig kann die Menge an
nebenwirkungsreichen Schmerzmitteln gravierend
reduziert werden. Spezielle Nachbehandlungen sind
nach dem Eingriff nicht erforderlich und ein
unmittelbarer Einstieg in das Berufsleben ist möglich.
© Dr. med. Darius Widenka